Leistungssport und seelisch-mentale Gesundheit
Update 28.06.2018:
https://www.facebook.com/michael.baar/posts/10211132980112234
Unter dieser Adresse finden sich einige interessante Studien zur Gesundheit im Sport:
http://mentalgestaerkt.apps-1and1.net/forschung/
Obwohl sich seit meiner Praxiseröffnung 2008 immer wieder sporadisch Sportler wegen seelisch-mentaler Überforderungsgefühle bei mir vorstellen und um Hilfe bitten, können sich Organisationen und Vereine andersherum nicht zu einer offenen Kooperation durchringen. Seit 2009 biete ich ehrenamtlich, das heißt unentgeltlich Beratung und Therapie für Sportler an. Seitens der Vereine werden zunächst vordergründig Bedarf und Interesse signalisiert, bei wiederholter Nachfrage nach konkreter Umsetzung jedoch kommen oft nicht einmal Antworten.
Dabei sind Bedarf und Interesse seitens der Betroffenen vorhanden! Warum kann ein Verein oder eine Organisation wie zum Beispiel die Spielergewerkschaft seinen Sportlern nicht die Möglichkeit einer professionellen, anonymen, vertraulichen und noch dazu ehrenamtlichen Unterstützung anbieten?
Es ist weiterhin sehr schwer, Akzeptanz für diese Tabuthemen in der - berechtigterweise - leistungsorientierten Sportlandschaft zu finden. Selbst bei ausgesprochen kontextbezogenen Initiativen werden Hilfsangebote nicht gewünscht (Zitat aus einer Antwortmail an mich: "...Da wir uns diesbezüglich aktuell sehr gut aufgestellt sehen, bitten wir um Ihr Verständnis, dass wir aktuell keine Möglichkeit für eine Zusammenarbeit sehen...")
Schade...
Zitat von der Seite "http://mentalgestaerkt.apps-1and1.net/forschung/":
"Aktuelle Studie vergleicht depressive Symptome bei Spitzensportlern und Nicht-Athleten
In einer Meta-Analyse von Gorczynski, Coyle und Gibson wurde untersucht, ob sich Spitzensportlern und Nicht-Athleten im Hinblick auf milde oder stärkere depressive Symptome unterscheiden. Dazu konnten fünf Studien in die Analyse eingeschlossen und Daten von insgesamt 1545 Spitzensportlern und 1811 Nicht-Athleten ausgewertet werden. Die Daten wurden mit vier validierten Verfahren erhoben, nicht-englischsprachige Artikel wurden aus der Analyse ausgeschlossen.
Es zeigte sich, dass Spitzensportler nicht weniger unter depressiven Verstimmungen leiden als Nicht-Athleten. Die Studie fand keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Allerdings können in beiden Untersuchungsgruppen geschlechtsspezifische Unterschiede gefunden werden: Spitzensportlerinnen als auch Nicht-Athletinnen leiden häufiger unter depressiven Verstimmungen oder Depression als ihr männliches Pendant. Spitzensportlerinnen haben sogar eine um 52% höhere Prävalenz für depressive Symptome als Spitzensportler. Die Gründe dafür hängen vermutlich mit den unterschiedlichen sozialen und psychologischen Strukturen zusammen. Durch die immer noch negative Stigmatisierung von Depression in der allgemeinen Bevölkerung suchen vor allem Spitzensportler nur ungerne Hilfe bei Sportpsychologen oder Psychotherapeuten. Man mag spekulieren, dass Spitzensportler allgemein als ‚mental stark‘ wahrgenommen werden und dieses Bild auch nach außen hin verkörpern wollen.
Die meisten der analysierten Studien untersuchten allerdings Spitzensportstudenten und studierende Nicht-Athleten. Dabei zeigte sich, dass Studierende allgemein eine höhere Prävalenz zu Depression und depressiver Verstimmung aufweisen als die normale Bevölkerung, was die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse einschränken kann. Zu Verzerrungen könnte auch die auf Selbstauskünften basierende, nicht klinische Beurteilung der Befragten beitragen, welche die Basis aller ausgewerteten Studien bildete.
Einmal mehr zeigt sich auch hier die Problematik, dass psychische Erkrankungen im Vergleich zu körperlichen Erkrankungen oder Verletzungen als negativ stigmatisiert empfunden werden, was wiederum viele Menschen – und vor allem Sportler – davon abhält, sich die notwendige Hilfe zu suchen. Die Autoren empfehlen auch die genauere Untersuchung der Ursachen, wie etwa die Zusammenhänge von demografischen Unterschieden, physischer Gesundheit, mentaler Gesundheit und soziokulturellen Elementen. Zudem weisen sie auf die Dringlichkeit hin, passende Strategien zu entwickeln, um Sportler und vor allem Sportlerinnen besser unterstützen zu können.
Quelle: Gorczynski, P. F., Coyle, M., & Gibson, K. (2017). Depressive symptoms in high-performance athletes and non-athletes: A comparative meta-analysis. British Journal of Sports Medicine. (0), 1–8. https://doi.org/10.1136/bjsports-2016-096455
Die komplette Studie finden Sie unter diesem Link."